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Ausserdem…

Ein VCS Mobilitätskonzept Schule gibt den Kindergärten und Schulen Gelegenheit, die Schülerinnen und Schüler für aktive Mobilität, Gesundheit, Klimaschutz und körperliche Betätigung zu sensibilisieren. Vorbereitete Schulaktivitäten können von den Lehrpersonen spielerisch in den Unterricht integriert werden.

Beispiel:

Der VCS bietet neben den Mobilitätskonzepten weitere Schulwegprojekte für unterschiedliche Zielgruppen an. Diese Projekte fliessen, falls passend, ebenfalls als Empfehlung bei den Mobilitätskonzepten ein.


Aktionswochen «walk to school»

Während zwei Wochen zwischen Sommer- und Herbstferien legen möglichst alle Kinder einer Schulklasse ihren Schulweg zu Fuss zurück. Teilnahmeberechtigt sind alle Klassen vom Kindergarten bis und mit der 6. Primarstufe (Zyklus 1 und 2).

Durch die Teilnahme an den Aktionswochen wird der Schulweg und wie er zurückgelegt wird zum Thema – für die Kinder wie auch für deren Eltern. Kinder, die bisher zur Schule gefahren wurden, lernen das Erlebnis Schulweg kennen und können ihre Verkehrskompetenzen ausbauen. Lehrpersonen haben die Möglichkeit, unterschiedliche Aspekte des Schulwegs auf Basis von Unterrichtsmaterialien zu vertiefen, die der VCS zur Verfügung stellt.

Die Teilnahme an den Aktionswochen ist kostenlos. Angemeldet werden die Klassen durch ihre Lehrperson.

Mehr Informationen: www.walktoschool.ch


Pedibus

Der Pedibus bringt eine Gruppe Kinder zu Fuss in den Kindergarten oder zur Schule und wieder nach Hause. Begleitet werden sie von einer erwachsenen Person. Es handelt sich um ein partizipatives Projekt, das die Nachbarschaftshilfe fördert, die Selbständigkeit der Kinder fördert und sich an den Bedürfnissen der teilnehmenden Familien orientiert.  Der Pedibus eignet sich insbesondere für die Kleinsten, für Kinder von 4-8 Jahren.

Für weitere Informationen: pedibus.ch


Velobus

Beim Velobus unterstützen sich die Eltern gegenseitig, um die Kinder auf dem Schulweg mit dem Velo abwechslungsweise zu begleiten. Dank der Ausbildung der Begleitpersonen und den Kursen für die Kinder in Zusammenarbeit mit Pro Velo ist der Velobus sicher im Verkehr unterwegs.

Der VCS unterstützt die Eltern auch beim Festlegen der Velobusstrecke und der Haltepunkte, damit die sicherste und komfortabelste Variante gewählt wird. Die Familien bekommen Material zur Umsetzung und zum reibungslosen Betrieb der Linien zur Verfügung gestellt. Ziel des Angebots ist (wie auch beim Pedibus), dass die Kinder Verkehrskompetenzen erwerben und selbständiger werden, um den Schulweg mit der Zeit alleine absolvieren zu können.

Für weitere Informationen oder zum Starten einer Velobuslinie: velobus.ch

Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz hat zwei Studien zur Mobilität von Kindern publiziert.



MOBILITÄT DER ZUKUNFT

Kinder als Experten ihrer Alltagswege
Zeichnungen, Analysen, Empfehlungen

MOBILITÄT DER ZUKUNFT

Der Pedibus in der Schweiz ( Deutsch)

 

Immer mehr europäische Städte (und darüber hinaus) entscheiden sich für das Einrichten von Schulstrassen, um Verkehrssicherheitsprobleme rund um Schulen zu lösen und die aktive Mobilität auf dem Schulweg zu fördern (zu Fuss, Velo etc.).

Untenstehend finden Sie alle wesentlichen Informationen rund um diese Massnahme sowie Hinweise, wie sie in der Schweiz umgesetzt werden kann.

Die Schulstrasse besteht aus einem temporären Fahrverbot für motorisierte Fahrzeuge auf der Strasse oder den Strassen, die zur Schule führen, während den Zeiten, zu denen die Kinder an der Schule ankommen oder diese verlassen. Durch die Sperrung der Strasse wird eine sicherere und gesündere Umgebung geschaffen, die es den Kindern ermöglicht, sicher zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule zu gelangen.

Die Schulstrasse ist flexibel und kann an verschiedene Gegebenheiten angepasst werden, wie zum Beispiel der Zugang für Anwohnerinnen und Anwohner, den Bus oder für Velofahrende. Ihre Umsetzung kann schnell und kostengünstig erfolgen und zeitlich befristet getestet werden.

Um das Projekt Schulstrasse erfolgreich umzusetzen, sind mehrere Schritte erforderlich. Diese sind entscheidend, um das Projekt für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern verständlich zu machen und sicherzustellen, dass es von den Bewohnern des Quartiers akzeptiert wird.

  1. Projekt öffentlich publizieren:Weil es sich bei der Schulstrasse um eine neue Signalisation mit Vorschriftcharakter handelt, muss diese vorab veröffentlicht und verfügt werden.
  2. Sensibilisierungs- und Kommunikationsmassnahmen vorsehen: Eine transparente und positive Kommunikation über die Vorteile und den Nutzen der Schulstrasse für die Kinder ist empfehlenswert. Dazu gehören Plakate, öffentliche Sitzungen und kleinere Veranstaltungen, wie eine Einweihungsfeier, die den neuen Raum präsentieren. Bei mehreren geplanten Schulstrassen kann es sinnvoll sein, eine visuelle Identität für die Massnahme zu entwickeln, die ihre spezifischen Ziele verdeutlicht.
  3. Die Bevölkerung einbeziehen: Die Bevölkerung des betroffenen Stadtteils sollte nicht nur per Brief über die geplante Testphase der Schulstrasse informiert werden, sondern auch aktiv bei Planung, Durchführung und Teilnahme an Veranstaltungen eingeladen werden. Auf dem Gelände der Schulstrasse können Aktivitäten oder Veranstaltungen organisiert werden, die die Bevölkerung einbezieht.
  4. Testphase durchführen: Eine Testphase von mindestens sechs Monaten ist für die erfolgreiche Einführung einer Schulstrasse entscheidend. Diese Phase hilft, die Bevölkerung mit dem Konzept vertraut zu machen und die Akzeptanz des Projekts zu erhöhen. In den meisten Fällen überwiegen die Vorteile, was die Notwendigkeit der Massnahme belegt und eine Fortführung nach der Testphase ermöglicht.
  5. Projekt evaluieren: Während des gesamten Prozesses ist es wichtig, Daten zu sammeln, um die Auswirkungen des Projekts zu bewerten und zu entscheiden, ob es fortgesetzt werden soll. Die Evaluation sollte kontextspezifisch sein und sich auf die von der Arbeitsgruppe während der Planungsphase festgelegten Ziele konzentrieren. Eine solche Studie kann anschliessend der Bevölkerung präsentiert werden, um die Bedeutung des Projekts und seine Vorteile zu unterstreichen.

    Die Schulstrasse, die für den Strassenverkehr gesperrt ist, wird zu einem Ort des Austauschs und der Geselligkeit, an dem Kinder und Eltern sich den verfügbaren Raum aneignen können. Dieser Ort wird dann zur Strasse der Kinder und bietet zahlreiche Vorteile, die sich nach verschiedenen Themen gruppieren lassen.

    Sicherheit: Mehr Sicherheit in unmittelbarer Nähe der Schule, dort, wo die überwiegende Mehrheit der Kinder die Strasse überquert. Alle Konflikte, die durch den Verkehr vor der Schule entstehen, werden beseitigt. Gefährliche Fahr- und Wendeanöver sowie unübersichtliche Situationen aufgrund von Elterntaxis gibt es nicht mehr. Die Stadt Wien ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Einführung von Schulstrassen den Anteil der Elterntaxis verringert hat (Mobilitätsagentur Wien,2023).

    Gesundheit: Die Schulstrasse fördert die aktive Mobilität und damit die körperliche Aktivität der Kinder. Tatsächlich steigt der Anteil der Kinder, die zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule kommen, wie das Beispiel Ontario zeigt (880cities, 2022).

    Die zeitweilige Sperrung von Strassen vor Schulen erhöht zudem die Luftqualität zu den Ein- und Ausfahrtszeiten, zu denen die Schülerkonzentration am höchsten ist, erheblich.  In London wurde der Stickstoffdioxidgehalt vor Schulen um 23% gesenkt (BYCS & Clean Cities Campaign, 2022).

    Soziales: Während der Zeit der Verkehrsberuhigung erzeugt die Schulstrasse vorübergehend einen attraktiven öffentlichen Raum. Dieser gesellige Ort ausserhalb der Schule ermöglicht den Kindern freies Spiel und bietet den Eltern die Möglichkeit, sich zu entspannen, sich zu treffen und Kontakte zu knüpfen.

    "Die Sperrung der Strasse  für den Verkehr führt zu einer Verlagerung des Verkehrs auf parallel verlaufenden Strassen und verursacht Staus."

    Mehrere Beispiele aus England und Kanada zeigen das Gegenteil. So illustriert eine von "880 cities" (2022) in Kanada durchgeführte Studie einen allgemeinen Rückgang des Strassenverkehrs. Der Durchgangsverkehr, der die Strasse vor der Schule bisher nutzte, hat sich stark verringert und lediglich teilweise auf die umliegenden Strassen verlagert, jedoch ohne den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit auf diesen Abschnitten zu beeinträchtigen (Sustrans, 2021).

    Darüber hinaus sollte das Einrichten einer Schulstrasse immer schrittweise erfolgen. Die mindestens sechsmonatige Testphase ermöglicht es, Anpassungen vorzunehmen, falls sie in der bisherigen Form nicht erfolgreich ist.

    Im Idealfall wird das Einrichten einer Schulstrasse von einer übergeordneten Betrachtung der Mobilität innerhalb des Viertels begleitet. Auf diese Weise können diese Auswirkungen vorhergesehen und unerwünschte vermieden werden.

    "Die Änderung des Verkehrsregimes vor der Schule in Abhängigkeit von den Uhrzeiten ist für die Kinder schwer zu verstehen. Die Schulstrasse erzeugt eine Gefahr, da die Kinder nicht mehr wissen, wie sie sich ausserhalb der Schliesszeiten verhalten sollen."

    Die verschiedenen Projektauswertungen in Ländern, in denen die Schulstrasse verbreitet ist (Belgien, Italien, Frankreich, England, Österreich, etc.), haben keine Schwierigkeiten beim Verständnis der Schulstrasse gezeigt. Zur Erinnerung: Die Einführung einer Schulstrasse muss von einer Sensibilisierungskampagne begleitet werden, die sich an alle Zielgruppen richtet, sowie von einer entsprechenden Beschilderung. Auf diese Weise kann die Massnahme erklärt und verständlich gemacht werden.

    "Einige Schulen befinden sich inmitten von Wohngebieten, man kann den Zugang nicht auf die Anwohner beschränken."

    Zwei der wichtigsten Elemente für das erfolgreiche Einführeneiner Schulstrasse ist die Kommunikation und die Konsultation der Bevölkerung: Die Schliessung der Strasse muss in Zusammenarbeit mit den Anwohnerinnen und Anwohnern erfolgen.

    Darüber hinaus können mehrere Optionen vorgeschlagen werden. Die Schulstrasse kann für den Verkehr gesperrt werden, mit Ausnahme der Anwohnerinnen und Anwohner, oder es kann jeglicher Verkehr verboten werden. Diese Parameter sollten in die Testphase einbezogen und je nach Bedarf und Situation angepasst werden.

    "Einige Kinder wohnen weit entfernt von den Schulzentren und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nicht ausreichend. Die Eltern sind daher gezwungen, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen".

    In bestimmten vorstädtischen und ländlichen Umgebungen ist es für die Realisierung und den Erfolg einer Schulstrasse erforderlich, dass Parkmöglichkeiten in einem Umkreis von 10 Minuten zu Fuss von der Schule eingerichtet und kommuniziert werden. Dies ermöglicht es Eltern, die ihre Kinder nicht anders als mit dem Auto zur Schule bringen können, dies auf sichere Weise zu tun. Der Weg zwischen dem Parkplatz und der Schulstrasse sollte sicher und kinderfreundlich sein, da die Kinder die Reststrecke zur Schule zu Fuss zurücklegen.

    "Wie garantiere  ich den Zugang von Blaulicht-Organisationen?"

    Wie in Art. 100 des Bundesgesetzes über den Strassenverkehr festgelegt, dürfen Notfallfahrzeuge bei einer dringenden offiziellen Fahrt die Verkehrsregeln oder besonderen Verkehrsmassnahmen verletzen und somit bei Bedarf die Schulstrasse benutzen.

    Wie in anderen ähnlichen Fällen, etwa bei Fussgängerzonen oder verkehrsberuhigten Zonen, sind auch Schulstrassen mit Elementen ausgestattet, die den Zugang zur Zone ermöglichen. In der Regel handelt es sich um mobile Absperrungen. Bei einer automatischen Einrichtung mit versenkbaren Pollern haben die Blaulichtorganisationen den erforderlichen Zugang.

    Während der Testphase können die Personen, die die Barriere verwalten, anwesend sein, um gegebenenfalls einzugreifen.

    Die Schulstrasse kann den Anstoss für einen Prozess geben, der den Verkehr reduziert und zugleich den Modal-Split-Anteil des Gehens und Velofahrens bei Kindern erhöht, wie Beispiele aus Wien und Ontario zeigen (880cities, 2022).

    Eine der grössten Gefahren in der Umgebung von Schulen sind Elterntaxis, da diese einen dichten und chaotischen Verkehr vor der Schule verursachen. Durch die Schulstrasse wird der Schulweg sicherer, die Eltern sind beruhigt und lassen ihre Kinder häufiger zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule gehen. Dies führt zu einer weiteren Reduktion des Verkehrs.

    Dieser Kreislauf erhöht nicht nur die Sicherheit der Kinder, sondern fördert auch ihre Selbstständigkeit, da sie nun häufiger allein zur Schule gehen können.

    Das Modell der Schulstrasse kann in der Schweiz unter Beachtung der geltenden Rechtsgrundlagen und der notwendigen Beschilderung umgesetzt werden:

    • Da es sich bei der Schulstrasse um eine neue Signalisation mit Vorschriftcharakter handelt, muss sie veröffentlicht und verordnet werden.
    • Verkehrsbeschränkungen müssen verhältnismässig sein.
    • Für die Signalisation der Schulstrasse können unterschiedliche, bereits bekannte Signale zur Anwendung kommen. Das Signal «Verbot für Motorwagen, Motorräder und Motorfahrräder» (2.14) mit der Zusatztafel «Anwohner gestattet» erscheint am geeignetsten. Das «allgemeine Fahrverbot» (Signal 2.01) ist sinnvoll, wenn Schülerinnen und Schüler nicht mit dem Velo zur Schule fahren dürfen.
    • Da es sich bei der Schulstrasse nur um ein temporäres Fahrverbot handelt,  kommt die Signalisation in der Regel in Kombination mit einer mobilen Absperrung (Absperrgitter, Barriere, Poller etc.) zum Einsatz. Dabei sind die entsprechenden Plakat-Reglemente zu beachten.

    Corcelles-près-Payerne (VD)

    Waadt

    Ein Modell für eine Schulstrasse wird ab August 2023 von der Stadt Corcelles-près-Payerne (VD) getestet. Ziel ist es, die Rue du Collège vor Schulbeginn und nach Schulschluss (viermal täglich für 30 Minuten) wesentlich sicherer zu machen.

    Die Strasse, die zuvor in beide Richtungen befahren wurde, wurde zu einer dauerhaften Einbahnstrasse. Auf einem 200 Meter langen Abschnitt vor dem Collège wird die Strasse durch eine automatische Schranke 15 Minuten vor Schulbeginn und bis 15 Minuten danach gesperrt. Innerhalb dieser Absperrung dürfen in dieser Zeit nur Busse fahren. Ein Parkplatz, der sich in diesem Perimeter befindet, unterliegt denselben Sperrzeiten, sodass auch die Lehrkräfte ihre Gewohnheiten anpassen mussten.

    Die Bilanz, die die Stadtverwaltung am Ende des ersten Jahres der Schulstrasse zog, war sehr positiv. Der Verkehr hat sich zu jeder Zeit beruhigt. Die Mehrheit der mündlichen Rückmeldungen und die einzigen schriftlichen Rückmeldungen, die die Stadtverwaltung erhielt, waren Glückwünsche. Dies geschah im Dialog und durch Sensibilisierung, wobei die Gemeindebehörden in den ersten Wochen vor Ort anwesend waren, um einige abweichende Verhaltensweisen zu erklären und zurechtzurücken. Das Ziel ist nun, diese Massnahme langfristig zu etablieren.

    Noch weiter weg …

    Beispiele für Schulstraßen gibt es auch in ganz Europa (siehe Beispiele aus anderen Ländern unten).

    Italien

    Bozen

    Das Konzept der Schulstrassen wurde 1989 in Bozen geboren. Im Jahr 2020 waren neun "strade scolastiche" innerhalb der Gemeinde wirksam. Während der 30-minütigen Sperrung der Strasse für den Verkehr dürfen Anwohner nicht fahren. Nur Velos, öffentliche Verkehrsmittel, Schulbusse und Einsatzfahrzeuge dürfen die Schulstrasse benutzen. Um die Sicherheit auf dem gesamten Schulweg zu gewährleisten, flankiert die Stadt Bozen das Konzept der Schulstrasse mit weiteren ergänzenden Massnahmen: Schulpatrouille und Pedibus, wodurch ein Netz für Kinder geschaffen wird, die zu Fuss zur Schule gehen wollen (Metamorphosis, 2020).

    Belgien

    Gent
    Schulstraße in Gent, ©ATE

    Die erste Schulstrasse Belgiens entstand 2012 in Gent, wo es mittlerweile mehr als 10 Schulstrassen gibt. Umfragen, die vor und nach der Einrichtung der Schulstrassen durchgeführt wurden, erfassten die Meinungen der Eltern. Schnell überzeugten die Schulstrassen "Onderstraat" und "Vinkeslagstraat" 7 % der Eltern, das Auto als Schulweg dauerhaft aufzugeben. Zudem ziehen 14 % der Eltern in Erwägung, bei gutem Wetter mit dem Fahrrad oder zu Fuss zu kommen (Mobiliteitsbedrijf Stad Gent).

    Brüssel und Region

    Die Brüsseler Regierung stellte eine Million Euro für das Einrichten von Schulstrassen in der Region Brüssel-Hauptstadt zur Verfügung. Seitdem verfügen 41 Schulen über eine Schulstrasse (Stand: Juni 2023), was 7 % der Brüsseler Schulen entspricht (Les chercheurs d'air, 2023).

    Die Stadt Brüssel geht noch einen Schritt weiter und untersucht auch Schulbezirke. In diesen Gebieten, in denen sich mehrere Schulen und Kindergärten in der Nähe befinden, hat die Stadt verschiedene Massnahmen eingeführt, insbesondere ein neues Verkehrsregime. Ziel ist es, das Viertel zu beruhigen und es Jugendlichen und Kindern zu ermöglichen, sich sicher zu Fuss und/oder mit dem Velo fortzubewegen. Dies gilt für das Schulviertel Triangle (6 Schulen und 3 Kindertagesstätten) und das Schulviertel Tivoli (8 Schulen und 4 Kindertagesstätten) (Stadt Brüssel).

    Rue de l'Aurore, Brüssel ©Bruxelles.be

    Vereinigtes Königreich

    In ganz Grossbritannien entwickelt, haben sich die Schulstrassen auch in der Hauptstadt London schnell verbreitet.

    London

    Seit 2017, als die erste Schulstrasse in London und Umgebung eingerichtet wurde, sind über 500 Schulstrassen entstanden. Durch das Coronavirus angekurbelt, hat sich die Massnahme zwischen 2020 und 2022 in der gesamten Peripherie stark ausgebreitet. Mehrere Fälle wurden einer Vorher-Nachher-Auswertung unterzogen (Transport for London, 2022). Dabei wurden verschiedene Parameter getestet, darunter auch die Luftverschmutzung. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Schulstrassen haben die Stickstoffdioxidwerte um 23 % gesenkt (BYCS & Clean Cities Campaign, 2022).

    Frankreich

    Lille
    Stadt Lille © Daniel Rapaich

    Seit 2020 gibt es an 24 Schulen in der Stadt Lille eine Schulstrasse. Eine Massnahme, die laut der Schulleitung der Michelet-Schule einstimmig befürwortet wird und die sich laut den Behörden (Stadt Lille) weiterverbreiten wird.

    Paris

    Während der Covid-19-Pandemie und um die geforderten Abstände einzuhalten, wurden mehr als 126 Schulstrassen getestet und seit Sommer 2020 neu angelegt. Einige dieser Anlagen konnten sogar von zusätzlicher Infrastruktur profitieren, die eine Begrünung und/oder Aufwertung dieser neuen Räume ermöglichen (Stadt Paris, 2023).

    Rue de la bienfaisance (8.) @Guillaume Bontemps, Stadt Paris
    L'Isle d'Abeau

    In L'Isle d'Abeau im Département Isère, einer Stadt mit 17.000 Einwohnern, lag die Schulgruppe Louis Pergaud bis 2020 an einer Strasse, deren Zäune nebeneinander standen und die von Parkplätzen gesäumt war. Die Einbahnstrasse war jeweils zu Schulbeginn und -ende stark befahren (siehe Plan 1). Ein nahegelegener Parkplatz befand sich jedoch nur wenige hundert Meter entfernt, und ein Fussweg zwischen zwei Gebäuden hin zur Schule war bereits angelegt.

    Satellitenplan 1 @Cerema
    Satellitenplan 2 @Cerema

    Deshalb wurde beschlossen, die Fahrbahn entlang der Schule zu sperren und die Eltern aufzufordern, ihre Kinder auf dem nahegelegenen Parkplatz abzusetzen. So sollten die Kinder über einen sicheren Fussgängerweg zur Schule gelangen und der Verkehr in der Nähe der Schule reduziert werden. Diese zunächst befristete Entscheidung, die von einer Sensibilisierungskampagne und einer Debatte mit den Einwohnern über die zukünftige Gestaltung begleitet wurde, wurde laut der Gemeindevertreterin Céline Debes von der "überwältigenden Mehrheit der Betroffenen" positiv aufgenommen. Die Stadtverwaltung hat daher seitdem die endgültige Schliessung dieses Strassenabschnitts beschlossen (siehe Plan 2) (Banque des Territoires, 2021).

    Österreich

    Im Jahr 2022 wurde die Schulstrasse in Österreich in die Strassenverkehrsordnung aufgenommen (§ 76d StVO). Das Strassenschild Schulstrasse kennzeichnet den Beginn und das Ende der Schulstrasse. Der entsprechende Strassenabschnitt ist für Motorfahrzeuge gesperrt. Anwohnerinnen und Anwohner dürfen in Schrittgeschwindigkeit die Strasse befahren. Radfahren ist in Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Gehen ist auch auf der Fahrbahn erlaubt. Der Strassenabschnitt kann mechanisch abgesperrt werden, etwa mit Pollern oder Scherengittern. Ausserhalb der verordneten Zeiten gelten die allgemeinen Bestimmungen der Strassenverkehrsordnung.

    Wien

    Die erste Schulstrasse Wiens wurde 2018 in der Vereinsgasse im 2. Bezirk eingerichtet. Ursprünglich wurde die Massnahme nur am Vormittag getestet, doch aufgrund der positiven Ergebnisse wurde sie auf die Schulstunden am Nachmittag ausgeweitet. Dieses Pilotprojekt wurde von einer Studie begleitet, die aufzeigte, dass die Sperrung der Strasse für motorisierte Fahrzeuge die Sicherheit der Kinder deutlich erhöhte. Zudem konnte eine Verlagerung im Verkehrsverhalten der Bevölkerung beobachtet werden: Der Anteil der aktiven Mobilität, also Gehen und Radfahren, stieg um 11 %, während Fahrten mit dem Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Motorrollern zurückgingen (Mobilitätsagentur Wien, 2023).

    Weiter

    Beispiele für Schulstrassen gibt es auch in Nordamerika, z. B. in Mississauga und Kingston in Kanada.

    Am 18/04/2024